nicht auf einem Gipfel gestanden…

Es ist wahr! Nicht auf einem, nicht auf zwei und auch nicht auf drei oder mehr Gipfel sind wir gestanden. Wir haben keinen Gipfel erreicht und haben trotzdem vier erfüllte Tage auf den Ski und am Berg verbracht. Hier eine nicht umfassende Liste mit Gründen, warum man am Ende nicht auf einem Gipfeln steht:

1) Angefangen hat es mit dem Oberalpstock. Oder eben mit nicht dem Oberalpstock. Denn wir haben ihn ja nicht bestiegen. Beim Oberalpstock ist es so, dass man nie alleine im Aufstieg ist. Die erste Gondel von Disentis ist chronisch voll, vor allem bei schönem Wetter und spätestens an der Leiter die auf den Gletscher führt staut sich die Meute das erste Mal. Nun besteht die ‚Meute‘ entweder aus grossen SAC Gruppen, die sich gegenseitig auf den Füssen stehen, oder aus frischgebackenen Freeridern, die nicht so recht wissen wo nun das Fell anzubringen ist. Demzufolge hat man meist rasch einen gewissen Abstand zwischen sich und der restlichen Gefolgschaft. Nur eben reicht der Abstand bei weitem nicht, den Oberalpstock zu besteigen und trotzdem noch als erster die Einfahrt auf den Staldenfirn zu meistern. Langer Rede kurzer Sinn: man schämt sich einmal kurz für den schrecklichen Pragmatismus, senkt den Blick und lässt den Oberalpstock links liegen. Eine halbe Stunde später und 2000 Meter tiefer unten im Maderanertal lacht man stolz über die schiere Genialität dieser einfachen Entscheidung. Alleine und als erste in der Abfahrt ist deutlich mehr wert als eine ganze Hand voll Gipfel!

2) Mit überzeugtem Schritt Richtung Gipfel wird das Wetter auf einmal schlecht. Eigentlich nicht auf einmal, sondern schleichend und erwartet, denn prognostiziert. Das ist alles halb so schlimm, denn man ist ja im Obergoms und im Obergoms gibt es wohl schlechtes Wetter aber kein schlechtes Wetter das der Abfahrtsfreude im Wege stehen würde. Fazit: kein Gipfel da schlechtes Wetter, aber traumhafte Abfahrt durch die steilen, lichten Fichtenwälder trotz schlechtem Wetter.

3) In der Wasmerlicke ist man sinnigerweise nicht weit vom Wasenhorn entfernt. Diese Geschichte erzählt auf jeden Fall die Landeskarte. Die Realität macht aber Nackenstarre und ein leichter Schwindel kommt auf ob des steilen und ausgesetzten Grates, der mindestens noch Stunden des Auf- und Abstiegs für sich beanspruchen würde. In dieser schlimmen Stunde kommt einem aber zugute, dass es direkt von der Wasmerlicke fast 1500 Meter tief zu Tale geht. Alles steilen Hängen der Exposition Nord folgend. Erneut nicht auf dem Gipfel wegen Angsthaserei, für eine säbelrasselnde Abfahrt hat es aber glücklichweise noch gereicht.

4) Der letzte nicht Gipfel ist immerhin ein Hubel und wir sind ganz oben gestanden. Wir haben ihn sogar Überschritten. Aber eben, das Tochuhorn einen Gipfel zu nennen wäre Eitelkeit. Was das Tochuhorn aber mit einem richtigen Berg gemein hat, ist die steile Nordflanke, die sich mit ein bisschen Fantasie und Wohlwollen bis fast nach Brig hinunter zieht.

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